Stellen Sie sich vor, ihr Studium ist fast zu Ende und Sie tragen sich mit dem Gedanken, in einer Unternehmensberatung anzuheuern: Kann ich das alles? Da kann ich gutes Geld verdienen! Muss ich da ständig auf Reisen sein? Wie verträgt sich das mit Freunden und Familie? Diese oder ähnliche Gedanken schießen Ihnen durch den Kopf. Wir haben Expertinnen und Experten in einer Podiumsrunde zu ihrer Arbeit befragt.

Drei Stichworte sind erlaubt

Gefragt, welche drei Stichworte ihre Arbeit beschreiben, kommt Erstaunliches zutage: „Ich bin sowas zwischen Supernanny und Erklärbär“. „Prügelknabe“ taucht dann auch noch auf. „Ich darf Fragen stellen und verändern“, „bin in keiner Tretmühle“, betonen die Einen. „Meine Arbeit ist abwechslungsreich und sinnvoll“ sagen die Anderen und „es ist toll, immer international und in allen Branchen unterwegs zu sein“.

Welche Studienabschlüsse sind da gefragt?

Darauf gibt es aus der Runde sehr bunte Antworten – ebenso bunt wie die Bereiche, in denen die Berater*innen arbeiten: Die Eine hat Chemie, Mathe, Germanistik studiert, wusste aber sehr früh, dass sie mit Lehramt nicht glücklich wird. Über ein Praktikum und vorherige IT-Erfahrung kam sie dann zu einer Unternehmensberatung. Andere haben einen speziellen Master-Studiengang studiert, der den Weg für spezialisierte Beratung bereitete. Aber auch mit Wirtschaftsgeschichte und VWL ist ein Einstieg möglich, da zahlt sich bei der Arbeit als Gutachter die akademische Vorbildung aus. Lesen, Schreiben, Recherchieren sind im Job gefragt, das hat der Experte gelernt.

Diese Kompetenzen sollte man mitbringen: Berater*innen-Gen und Netzwerken

Man muss schon ein Berater*innen-Gen mitbringen“, so eine unserer Gäste. Andere nicken dazu. Das war´s also mit dem dynamischen Selbstbild. Neugierig muss man sein und Fragen stellen wollen und dürfen. Wer nicht Netzwerken kann, ist bei Unternehmensberatungen nicht gut aufgehoben: „Austausch und Netzwerken als Strategie und Haltung verstanden sind für unsere Aufgabe unglaublich wichtig“, so eine Expertin. Kollektives Nicken der anderen Gäste: „Netzwerken muss man wollen, sonst kommt man nicht richtig weiter und erfährt nie all das, was für ein komplexes Projekt von zentraler Bedeutung ist“, ergänzt ein anderer.

Wer was will, muss Arbeit on top machen

Nicht überraschend: Mit einem 9 to 5 Job ist es allerdings nicht getan: wer etwas erreichen will, muss auch „Arbeit on top“ machen: Extra-Projekte, Fleißpunkte sammeln, mehr arbeiten. Dann ist auch Teilzeit drin. In diesem Punkt haben Unternehmensberatungen sich gewandelt: auch mit 2-3 Kindern ist es heutzutage möglich, in der Hierarchie relativ weit oben zu landen. Bei gleicher Bezahlung wie die männlichen Kollegen.

Was bringt die Zukunft?

Gefragt nach den Herausforderungen und Entwicklungen, erfahren wir spannende Antworten: Die Globalisierung bewirkt auch hier, dass „einfache Arbeiten“ (Administration; leichte Bürotätigkeiten) ausgelagert werden in sogenannte „shared services center“ in Indien und anderswo. Dort werden sie von „billigen Arbeiter*innen“ erledigt. Da sind sie also, die prekär Beschäftigten. Im Berater*innen-Geschäft werden hingegen die Anforderungen höher, der Umfang komplexer Aufgaben verändert sich.

Auch die Kund*innen werden anspruchsvoller: Es wird gezielter gefragt, erfolgsorientiert bezahlt und klarer nach Mehrwert Beratungsleistung eingekauft. Das erhöht den Druck nach Innen.

Projekte finden zunehmend über Abteilungsgrenzen hinweg statt, das heißt, voneinander Lernen wird auch hier wichtiger. Fragestellungen sind komplexer geworden, so die Expert*innen, dementsprechend ist auch vernetztes, Abteilungs- und Fachdisziplin übergreifendes Denken gefragt.

Zum Schluss

Kurzum: Als „Supernanny“ müssen Unternehmensberater*innen unbedingt Dienstleistung für ihre Kunden bringen, im Hintergrund agieren und den Kunden Ergebnisse präsentieren lassen. Dies je nach Auftrag und Situation. Dann wieder müssen Berater*innen in der ersten Reihe stehen können, ein Projekt vertreten und als Steuerberater*innen auch bereit sein, als „Prügelknabe“ da zu stehen. „Erklärbär“ ist man als Berater*in dann, wenn es darum geht, komplizierte Sachverhalte einfach und verständlich für viele in Sprache zu bringen.

Fazit: Unternehmensberatung ist ein komplexes Berufsfeld mit einem spannenden, anspruchsvollen Anforderungsprofil!