Zur Veranstaltung „Talking about Careers: Seiteneinstieg“ – eine Reflektion der Moderatorin Frauke Narjes. Die Fragen stellte ihre Kollegin Dr. Nina Feltz

Warum haben wir als Career Center das Thema „Seiteneinstieg“ in den Blick genommen?

Dieses Thema mit Studierenden und Absolventinnen/ Absolventen zu teilen war uns wichtig, weil es immer wieder so sein wird, dass Menschen sich beruflich verändern wollen. An diesem Abend war es schön, bestimmte Muster zu erkennen. Es waren drei sehr unterschiedliche Gäste, sehr vielfältige Persönlichkeiten:  Jemand aus einem Lehramt, die dann in der Gastronomie gegründet hat, jemand aus der Unternehmensberatung, die dann in die Logistik gegangen ist und nun für die Qualität verantwortlich ist und jemand, der aus dem kaufmännischen Ingenieursbereich in die Leitung eines Career Service, also an die Universität gegangen ist. Und da kann man schon einiges erkennen, das vielleicht Mut machen kann, einen Seiteneinstieg zu wagen.

Was meinst Du mit Muster?

Dass diese drei Menschen einfach viel ausprobiert haben – alle drei sind Hochschulabsolventinnen und -absolventen und sind irgendwo „gelandet“. Aber alle drei haben gemerkt: Das ist es nicht! Und alle haben sich dann getraut zu gehen und sich wieder auf eine neue Suche zu begeben.

Sie haben einerseits die Disziplin gezeigt, etwas zu beenden, was nicht zu ihnen passte, und haben sich auch ihre Enttäuschung darüber eingestanden – und sind andererseits ins Tun gekommen, haben sich noch mal auf den Weg gemacht. Und alle drei haben wunderbar bestätigt: Beharrlichkeit führt zum Ziel. Beharrlich dranbleiben an den eigenen Wünschen.  Alle drei haben auch von den Tiefen berichtet und dass es geholfen hat, ein gutes, unterstützendes Netzwerk zu haben.

Jetzt noch mal konkreter: Was ist besonders herausfordernd daran, aus dem vermeintlich Vertrauten heraus zu gehen und woanders hinein zu wollen?

Sich unkonventionell gegen die offizielle Meinung zu entscheiden und handeln zu können. Wenn jemand auf Lehramt studiert hat und dann ein Restaurant aufmacht, finde ich, ist das ein mutiger Schritt. Wenn jemand einen gutbezahlten Job hat und dann ein Jahr nach Lateinamerika reist, ist das ebenso  ein mutiger Schritt. Wenn jemand zu ihrer Familie möchte und dafür bereit ist, in der Hierarchie drei Stufen wieder nach unten zu gehen, um dann wieder langsam aufzusteigen, dass ist in meinen Augen ein mutiger Schritt.

Wer oder was ist denn die offizielle Meinung?

Es gibt so einen bestimmten Mainstream in der Gesellschaft, bezogen auf die Art und Weise, wie man Karriere macht – aber DIE Art und Weise gibt es ja gar nicht. „Rückschritt“ in der Karriere heißt es z. B. oft, wenn Menschen Jobs annehmen und weniger verdienen als vorher. Dabei kriegen sie oft auf einer anderen Ebene viel mehr und können sich besser entwickeln. Mut haben zu gucken, was ist mir wichtig und dem nachgehen. Und natürlich gibt einer/ einem niemand die Garantie, dann zufriedener und erfolgreicher zu sein oder überhaupt erfolgreich zu sein. Unternehmungen haben auch immer die Möglichkeit des Scheiterns in sich. Erfolgsgeschichten werden ja im Nachhinein erzählt… als sie losgegangen sind, sind sie mutig aufgebrochen in eine neue Unternehmung und haben  meinen tiefsten Respekt.

Wie haben sie gefunden, was sie suchten?

Indem sie auf sich selbst gehört haben. Sowohl kognitiv als auch intuitiv, und indem sie in den Dialog mit anderen getreten sind und Netzwerke genutzt haben. Und indem sie gemerkt haben: Was fällt ihnen leicht? Wo fühlen sie sich wohl?  Was ist das ihre? …und Sie haben auch etwas an Arbeit, Zeit und Fortbildung investiert.

Frage letzter Satz? Ist Seiteneinstieg der richtige Begriff für das was Du beschreibst?

Ja, diese Menschen sind nicht durchs Hauptportal gegangen sondern haben sich Seiten- und Kellertüren oder auch Schornsteine gesucht – „Obeneinstieg“ klingt nur nicht so schön.

 

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